Nicht nur im Downhill zählt das Fahrwerkstuning zur Königsdisziplin. Auch im Endurobereich spielt das Fahrwerk eine alles entscheidende Rolle. Beim Enduro muss das Fahrwerk nicht nur für Kontrolle bei den Abfahrten sorgen, es soll zudem möglichst effizient beim Pedalieren sein.

Und das ist die Krux, denn unsere Ansprüche an die Up- und Downhillperformance eines Endurobikes werden immer größer. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wird nun auch im Enduro öfter auf Stahlfederdämpfer gesetzt. Die Vorteile eines Coil Dämpfers liegen dabei auf der Hand: ein super Ansprechverhalten, lineares Federverhalten sowie gleichbleibende Dämpfungseigenschaften auch auf langen und harten Strecken.

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Dank des neuen Cane Creek Double Barrel Coil mit Climb Switch (CS) soll sich ein Endurobike auch mit Stahlfederdämpfer nahezu wippfrei fahren.

Da auch wir, gerade beim Fahrwerk, stets auf der Suche nach Optimierungen sind, haben wir uns die Chance nicht nehmen lassen, den Cane Creek DB Coil CS für euch zu testen.

Produktvorstellung

Der Cane Creek Double Barrel Coil CS verfügt über die gleichen Features wie sein Pendant mit Luftfederung. So befindet sich das bekannte Twin Tube Dämpfungssystem ebenso an Bord, wie die Möglichkeit, den High- und Low Speed Rebound sowie die High- und Low Speed Compression unabhängig voneinander einstellen zu können. Eine Anpassung der Endprogression ist bei dem  Double Barrel Coil im Gegensatz zum Double Barrel Air nicht möglich.

Neu für den Double Barrel Coil ist die Climb Switch Technik. Diese Technik stellt keinen klassichen Lockout dar, sondern es wird ein zusätzlicher Öl-Kreislauf aktiviert, der die Dämpfung der LSC und LSR erhöht, wodurch der Dämpfer sehr langsam und träge wird, was die Eigenschaften für den Uphill optimieren soll.

Während unser Dämpfer eine Einbaulänge von 200 mm bei 57 mm Hub hatte, gibt es ihn noch in 200 x 50 und 216 x 63 mm. Unser Proband hat insgesamt 890 g auf die Waage gebracht, wobei 475 g auf den Dämpfer und 415 g auf die 450er Feder zurückzuführen sind.

Setup

Bevor man sein Rad jedoch mit einem Coil-Dämpfer ausstattet, sollte unbedingt die Kennlinie des Rahmens überprüft werden. Da ein Coil-Dämpfer gegenüber einem Luftdämpfer linear vom Federverhalten ist, sollte die Kinematik des Rahmens eine progressive Kennlinie aufweisen, um somit Durchschlagschutz im harten Einsatz zu bieten.

Der Cane Crrek Double Barrel Coil CS in unserem Testbike
Der Cane Crrek Double Barrel Coil CS in unserem Testbike

Danach sollte die Federhärte bestimmt werden, um den optimalen SAG zu erhalten. Es ist zwar möglich, mit wenigen Umdrehungen an der Feder die Federvorspannung zu verändern und so Einfluss auf den Negativfederweg zu nehmen, allerdings ist der Einstellbereich sehr gering. Cane Creek bietet auf ihrer Homepage einen Anhaltspunkt bzgl. der passenden Federhärte an. In unserem Fall war das eine 2.25 x 450er Stahlfeder.

Bei unserem Testbike ist die Kinematik des Hinterbaus auf einen SAG-Wert von 30% optimiert. Diesen haben wir dann auch mit der vorgeschlagenen 450er Feder und zwei zusätzlichen Umdrehungen der Federvorspannung erreicht. Bevor es auf den Trail ging, haben wir zunächst nur den Low Speed Rebound eingestellt, da sich unserer Meinung nach nur dieser Wert „im Stand“ voreinstellen lässt. Alle anderen Einstellungen wurden „mittig“ positioniert, um sie dann auf dem Trail anzupassen.

Uphill

Der Cane Creek Coil Dämpfer an sich ist nicht wirklich neu, aber die Tatsache, dass er nun auch die Climb Switch Technik beinhaltet, gibt ihm eine besondere Note.

Es ist auch im offenen Modus möglich, Anstiege mit einem moderaten Gefälle gut zu bewältigen, wird aber der CS-Hebel umgelegt, verbessert sich die Performance ungemein. So ist ein Wippen fast nicht mehr zu spüren und auch in steileren Anstiegen versackt man nicht im Federweg. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Dämpfer mitarbeitet und somit auch in unwegsamem Gelände gute Traktion generiert, was wiederum in Vortrieb resultiert. Die Climb Switch Technik dient dazu, nun auch mit Coil Dämpfern ohne Schaukelstuhlfeeling den Berg hinauffahren  zu können sowie mehr Grip zu haben. Diese Aufgabe erledigt sie bravourös.

Der CS Hebel an sich besitzt eine angenehme Größe, sodass er nicht zu sperrig ist, aber dennoch on the fly bedient werden kann. Außerdem wirkt die Verarbeitung des Hebels sehr solide und stabil. Die Handhabung ist denkbar einfach: Hebel nach links – CS on; Hebel nach rechts – CS off.

Das ist unser Stichwort – CS off – lassen wir es kesseln

Und gleich auf den ersten Metern offenbart sich der große Vorteil eines Coil Dämpfers – das Ansprechverhalten. Rollt man in den Trail rein, macht sich sofort ein sehr sattes Gefühl breit. Selbst bei kleinen Schlägen und Unebenheiten spricht der Double Barrel sehr sensibel an und sorgt so für tollen Grip.

Der Cane Creek DB Coil bietet super Gegenhalt
Der Cane Creek DB Coil bietet super Gegenhalt

Auch in Kurven machte sich das feine Ansprechverhalten positiv bemerkbar. Denn das Hinterrad folgte präzise dem Untergrund und sorgte somit für gute Traktion. In schnellen Anliegerkurven bot der Double Barrel Coil ebenfalls einen angenehmen Gegenhalt und lieferte gutes Feedback, was sich gerade bei Drifts bemerkbar machte. Ein ausbrechendes Hinterrad kündigte sich somit wesentlich früher und schneller an, worauf wir wiederum schneller reagieren konnten, wenn wir es denn wollten ;-)

Unser Testfahrer Philipp war bislang ein Kind der Luftdämpfer, weshalb das Verhalten bei harten, schnellen sowie groben Schlägen wie beispielsweise in Steinfeldern oder schnellen Wurzelpassagen gewöhnungsbedürftig für ihn war. Hier hatte er immer das Gefühl, dass er zu viel Federweg nutzte. Allerdings fiel ihm auch auf, dass das Bike dennoch sehr präzise und ruhig über diese Hindernisse rollte.

Über Wurzelteppiche rollt man geschmeidig drüber
Über Wurzelteppiche rollt man geschmeidig drüber

Bei Drops vermissten wir ein wenig das Gefühl, wie wenn die Waschmittelflasche in den weichen Handtuchstapel fällt. Auch ein Erhöhen der Druckstufe brachte in beiden Situationen nur bedingt ein anderes Verhalten. Zu erklären ist dies mit dem linearen Federverhalten eines Stahldämpfers und der wenig progressiven Kinematik unseres Testbikes. Bei einem Rahmen mit einer progressiveren Kinematik würde sich das „bottomless- Feeling“, quasi Dämpfung ohne Ende, breit machen.

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Toll ist, dass sich, wie von Cane Creek bekannt, sowohl die High- und Low Speed Compression als auch die High- und Low Speed Zugstufe individuell einstellen lassen. Nicht so gut gefällt uns, dass dies mit einem kleinen Innensechskant getan werden muss, was eine fummelige Arbeit mit sich bringt.

Fazit

Der Cane Creek Double Barrel Coil CS spannt die Brücke zwischen den Anforderungen einer jeden Endurotour. Er überzeugt mit klasse Ansprechverhalten und nimmt auch grobem Geläuf den Schrecken. Gleichzeitig lässt es sich dank der Climb Switch Funktion angenehm den Berg hinauf pedalieren. Einzig das Gewicht und die umständliche Einstellung des Dämpfers mit dem Inbusschlüssel konnten uns nicht überzeugen. Der Preis für den Dämpfer liegt bei 779,00 € ohne Feder. Diese schlägt mit 39,00 € zu Buche.

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