Während die Firma KROSS im umliegenden Ausland recht bekannt ist, dürfte der Name in Deutschland recht wenigen ein Begriff sein. Zu unrecht wie wir finden, denn immerhin bringt es die polnische Marke auf respektable 25 % Marktanteil im Heimatland und exportiert bereits in 43 Länder. Dabei geht es nicht nur um Mountainbikes, sondern um ein riesiges Sortiment an Fahrrädern und einer großen Auswahl von Zubehör. Zuletzt hat KROSS bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Rio auf sich aufmerksam gemacht, als Maja Wloszczowska, ebenfalls aus Polen, auf den zweiten Platz bei den Damen fuhr.

Natürlich wollten wir die Einladung zu den KROSS Media-Days mit Vorstellung der 2017er Modelle nicht ausschlagen, also ging es für die beiden Redakteure Jakub und Thorsten für zwei Tage nach Świeradów-Zdrój (Deutsch: Bad Flinsberg) in Niederschlesien. Im Trailcenter Singltrek pod Smrkem sollten nicht nur 80 km feinster Singletrail, sondern auch eine große Produktauswahl zum Testen bereit stehen. Was die beiden im polnisch-tschechischem Grenzgebiet erlebt haben, lest ihr in ihrem Bericht:

Freitag morgen 3:45….
…der Wecker klingelt. Nach einer relativ kurzen „Nacht“ bedarf es schon einiges an Überwindung, sich für eine knapp siebenstündige Autofahrt aus dem Bett zu wälzen. Egal, was muss das muss und uns sollte ja ein Wochenende mit den neuen Modellen der Firma KROSS und bisher unbekannte Singletrails erwarten. Die Fahrt war anstrengend, jedoch absolut machbar.

Anfahrt
Nicht gerade um die Ecke (Quelle: Googlemaps)

Nach der pünktlichen Ankunft im Hotel Malinowy Dwór gab es erst einmal eine Stärkung am Mittagsbuffet. Typische lokale Küche erwartete uns mit Gerichten deren Namen ich mir nicht merken kann, welche aber superlecker (und reichhaltig) waren.
Anschließend erwartete uns eine sehr professionelle Präsentation verschiedener Mitarbeiter der Firma KROSS, in welcher wir einige Informationen über die Marke erhielten. Wir lernten, dass die Wertschöpfungstiefe in der Firmenzentrale von Entwicklung, Fertigung, Design, sogar bis zum Lackieren reicht! Marketing und Management am gleichen Standort ebnen laut KROSS die Wege für eine erfolgreiche Produktentstehung – von der Idee bis zum fertigen Bike. Bevor wir dann jedoch unsere Testbikes für die kommenden zwei Tage auswählen konnten, hatten wir Redakteure noch die Chance mit Maja Wloszczowska über ihren Erfolg bei Olympia zu sprechen. Man ist sehr stolz auf die polnische Fahrerin mit ihrem polnischen KROSS Level B+ mit Custom Lackierung aus dem hauseigenen Paintshop.

Maja
Maja Wloszczowska im Interview zu ihrem Olympia Erfolg

Für den ersten Tag wurde uns das Soil empfohlen. Dieses ist ein Trailbike mit 130 mm Federweg an Front und Heck. Wir testeten die Ausstattungslinie 3.0 mit einem kompletten Fox Factory Fahrwerk und einer unserer Meinung nach passend zum Einsatzzweck gewählten SRAM Antriebs- und Bremskombination. Das Bike ist außerdem in den Ausstattungsvarianten 1.0, 2.0 und 2.0 EX zu kaufen. Dabei unterscheiden sich lediglich die gewählten Komponenten.

KROSS Soil 3.0
KROSS Soil 3.0

Nach dem gründlichen Setup des Bikes ging es mit einer Gruppe anderer Redakteure und dem Fotografen Piotr Staron auf die Trails von Pod Smrkem. Zuerst mussten wir steil eine Forststraße hinauf fahren, wobei sich schnell herausstellte, dass man in Polen von „gemütlich“ eine komplett andere Vorstellung hat. Das Soil ließ sich dabei sehr angenehm bergauf pedalieren, dabei überraschte es nicht nur uns durch seinen enorm antriebsneutralen Hinterbau. Trotz kleinster DPS Stufe am Fox Float Evol Dämpfer musste man sich wirklich anstrengen, die Federung zum Wippen zu animieren.

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Das Soil macht auch bergauf eine gute Figur (Foto: Piotr Staron)

Direkt auf dem ersten Trail hatten wir schon fast vergessen auf Testbikes zu sitzen, denn das Soil passte auf Anhieb perfekt! Was uns äußerst positiv auffiel, ist dass das Bike den Fahrer direkt in eine tiefe Angriffsposition zwingt. Dadurch steht man gut zentriert mit viel Raum zum „Arbeiten“ im Rad und kann ordentlich Druck machen.

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Soil 3.0 im Vollgasmodus (Foto: Piotr Staron)

Wem der Rahmen mit 67 ° Lenk- und 72 ° Sitzwinkel zu flach ist, kann den Dämpfer mit einem anderen (beiliegenden) Adapter auf 68 ° an der Front, und 73 ° hinten bringen. Damit sollte das Rad wendiger und noch direkter im Antrieb werden. Wir haben dies mangels Zeit nicht ausprobiert.

Soil 3.0 Hinterbau
Soil 3.0 Hinterbau. Gut zu erkennen der Link zum Verstellen der Geometrie

„Pushen“ ist ein gutes Stichwort zu den Singletrails in Pod Smrkem, denn es geht auf  einer künstlichen Strecke, kaum Höhenmeter vernichtend, stets hoch und runter. Das Ganze fühlt sich wie ein überdimensionaler Pumptrack an, welcher langsam gefahren gut  funktioniert, aber mit ordentlich Druck ein amtlicher Spielplatz wird!

Überall pushen, an Wellen abziehen, Kurven drücken, enge Kehre um Bäume herum, Fuß raus, Bämm!! Das Ganze findet in einer irgendwie anderen Natur statt als wir sie kennen. Jakub nannte das ganze „Rau“, ich gab ihm Recht.

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Singltreku Pod Smrkem – geiler Sch…!! (Foto: Piotr Staron)

Damit man sich nicht verfährt, bekommt man auf Wunsch eine Trailmap ausgehändigt. Aufgrund der perfekten Ausschilderung auf jedem Trail glauben wir allerdings, dass man diese nicht unbedingt benötigt. In Pod Smrkem können Anfänger alles überrollen, ohne Angst vor Überraschungen haben zu müssen. Gleichzeitig animieren die Trails auch Profis zum aktiven und verspielten Fahrstil. Alle gefahrenen Strecken sind superflowig, wer also technisch höchstanspruchsvolle Trails erwartet ist auf den Pod Smrkem Singletrails falsch – oder muss auf Wege abseits des Trailnetzes ausweichen.

Das Wegenetz der Singltreku Pod Smrkem Quelle: http://www.singltrekpodsmrkem.cz/prakticke-info/mapa-singltreku-pod-smrkem/
Das Wegenetz der Singltreku Pod Smrkem (Bildquelle)

Nach 35 Km reinem Trailgeballer kamen wir in der Dämmerung am Hotel an und ließen den Abend bei einem leckerem Essen vom Buffet und ein paar lokalen polnischen Bier an der Bar ausklingen. Der Tag begann um 3:45 und endete um 22:00 im Bett!

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Das Soil lässt läd zum verspielten Fahrstil ein. (Foto: Piotr Staron)

Der zweite Tag sollte uns zuerst auf verblockte Abfahrten außerhalb des Trailnetzes entführen. Perfekt also, das KROSS Moon Enduro Bike zu testen. Dieses Bike gibt es den drei Ausstattungsvarianten 1.0, 2.0 und 3.0 zu kaufen. Wir entschieden uns für das mittlere Modell 2.0 mit Shimano Schaltung und RockShox Fahrwerk, sowie die Topversion 3.0 mit Fox Performance Fahrwerk und SRAM X01 Schaltung.

KROSS Moon 3.0
KROSS Moon 3.0

Nach erneutem Fahrwerkssetup nutzen wir die Gondelbahn auf den Hausberg „Heufuder“. Betrachtet man die durchschnittlichen polnischen Einkünfte, sind 8 € für eine einfache Bergfahrt beinahe Schweizer Verhältnissen gleichzusetzen. Nach der Liftfahrt ging es anschließend einige Höhenmeter über teils recht verblockte Forststraßen hinauf – das Ganze erneut mit inzwischen bekannter „Gemütlichkeit“. Von dort an konnten die Enduros ihre Vorzüge ausspielen, denn während wir am Vortag 100 % Flow verspürten, brachte uns diese Abfahrt das krasse Gegenteil.

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Steinig, anstrengend, teilweise richtig steil (Foto: Piotr Staron)

Nasse steile Steinstufen, glitschige Wurzeln und das Wissen, dass jeder Sturz hier fiese Verletzungen mit sich bringen kann, begleiteten uns die Trails hinab. Teilweise war für die gesamte Mannschaft schieben angesagt, was die Freude eindeutig in Grenzen hielt. Letztendlich war es mein Vorderrad welches an einem Stein abrutschte und mich mit einem ausgereiften Flachköpper in eine Tanne katapultierte. Nichts passiert, weiter geht’s.

Mit mächtig Armpump genossen wir später erneut die flowigen Trails vom Vortag. Zum Abschluss gab es dann noch ein wohlverdientes Bier an einer der Hütten direkt am Trail. Auf unseren knapp 35 km Singletrail sind wir an zweien vorbeigekommen, welche einladender nicht sein konnten. Neben Kalt- und Warmgetränken gab es leckeres vom Grill – zu fairen Preisen.

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KROSS Moon 2.0 mit RockShox Fahrwerk. (Foto: Piotr Staron)
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Moon 3.0 mit Fox Fahrwerk. (Foto: Piotr Staron)
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Mächtig Druck machen – mit dem Moon kein Problem. (Foto: Piotr Staron)

Wir hätten am Nachmittag gern weitere Bikes ausprobiert, jedoch hatten wir ja noch eine lange Rückfahrt vor uns. Darum mussten wir frühzeitig abreisen und waren gegen Mitternacht daheim. Natürlich möchten wir euch einen Auszug aus dem Portfolio von KROSS nicht vorenthalten:

KROSS Level B+
KROSS Level B+. Mit der Plattform wurde Maja Olympia Zweite
KROSS Smooth Trail 650b Hardtail
KROSS Smooth Trail 650b Hardtail
KROSS Pure Trail 29"
KROSS Pure Trail 29″ Hardtail

Fazit:

Wir wurden auf unserem Trip auf verschiedenen Ebenen überrascht. Zum einen hat uns das Trailcenter Singltrek Pod Smrkem ziemlich begeistert. So viel Flow haben wir noch in keinem vergleichbaren Gebiet gefunden. Fahrtechnisch gibt es im Trailpark nicht die absolute Herausforderung zu holen, aber dafür können Biker verschiedener Könnerstufen gleichzeitig eine Menge Spaß haben! Durch das ständige hoch und runter ist das Ganze physisch ziemlich fordernd. Wer eher auf verblockte Trails steht, der kommt auf dem Hausberg Heufuder ganz auf seine Kosten.

Die Bikes der Marke KROSS haben uns überzeugt.  Das Soil entpuppte sich als ein extrem antriebsneutrales Trailbike mit agressiver Geometrie und läd zum richtig Druck machen ein, ohne sich dabei unkomfortabel anzufühlen. Die Ausstattung in allen Varianten ist durchweg sinnvoll gewählt. Optisch ist nicht nur das Soil gelungen, sondern auch das Moon, welches wir kurzerhand in der 2.0 Ausstattung für einen Einzeltest mit in die Redaktion gebracht haben. Ihr dürft also gespannt bleiben...


KROSS Bikes im Internet: http://www.kross.pl/en
Fotos: Piotr Staron www.staronphoto.com
Fahrer: Jakub & Thorsten @ Cycleholix

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