Nachdem wir bereits Whyte’s Alleskönner, das Whyte S-150S vorgestellt haben, haben wir nun für euch die Einsteigervariante des Arbeitsgeräts von EWS-Pilot Martyn Brookes getestet – das Whyte Bikes G-170 S. Martyn’s diesjähriger Sieg bei der Trans-Provence in der Amateurklasse lässt nämlich vermuten, dass sich das Whyte Bikes G-170 S nicht nur schnell durch anspruchsvolles Gelände manövrieren lässt sondern auch dazu einlädt aggressive und direkte Linien zu wählen. Wir haben uns genau angesehen, was das Whyte Bikes G-170 S alles draufhat. 

Whyte Bikes G-170S
Das Whyte G-170S hier im Test noch in der Ausstattungsvariante V1.

EWS-Bolide zu einem fairen Preis 

Ähnlich wie das Whyte S-150S ist das G-170S ebenfalls in einer Alu- und einer Carbon-Version erhältlich. Die Carbon-Versionen kommen zudem mit einer höherwertigeren Ausstattung, sodass das G-170C WORKS für 6.299 im Whyte Onlineshop gelistet ist und das G-170RS als 29-Zoll-Version für 4.399 € zu haben ist.
Die von uns getestete Alu-Version G-170S mit 27,5-Zoll-Bereifung ist für 2.999 € online zu beziehen. 

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Whyte Bikes G-170 S – Geometrie

Legt man die Geometriedaten der Rahmengröße M des G-170S neben die des S-150S stellt man spätestens hier fest, dass der Einsatzbereich des G-170S ähnlich aber doch ein wenig anders ist: der minimal kürzere Reach von 452 mm scheint ein agileres Handling zu ermöglichen und der flache Lenkwinkel von 64,5 ° könnte für mehr Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten sorgen. Um wohl trotz des flachen Lenkwinkels die Agilität zu erhalten, besitzt die Federgabel einen Offset von lediglich 37 mm.
Viele weitere Eckdaten sind im Vergleich zum S-150 und sogar zur 29-Zoll-Variante des G-170 identisch: die Kettenstreben mit einer Länge von 432 mm, der Stack von 632 mm, der Sitzwinkel von 75 ° sowie das bereits als besonders feinfühlig empfundene Viergelenker-System “Quad 4 Suspension”. 

Whyte Bikes G-170 S

 

Whyte Bikes G-170 S – Ausstattung 

Das G-170S wurde kürzlich in der Ausstattung mit einem Update versehen, sodass dem aktuellen G-170S V2 ein neues Fahrwerk mit einer RockShox Lyrik sowie dem aktuellen RockShox Deluxe Select+ Dämpfer verpasst wird. Der Whyte-Fahrer kann sich somit über die aktuelle Charger 2 Dämpfereinheit in der Gabel und den Hebel zur Druckstufendämpfung freuen. Außerdem wurden Antrieb und Bremsanlage mit den neuesten Produkten aus dem Hause SRAM auf den aktuellsten Stand gebracht: 12-fach SX-Eagle-Antrieb sowie die SRAM Guide RE, welche den alten Code Bremssattel besitzt, scheinen auf dem Datenblatt ein willkommenes Update zu sein.

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Der am Testbike verbaute NX-Eagle-Antrieb wird in der neuesten Ausstattung durch einen brandneuen SX-Eagle-Antrieb ersetzt.

Ebenfalls wurden laut Homepage von Whyte-Bikes die Felgen mit den WTB ST i30 TCS ersetzt. Da wir noch die Vorgänger-Ausstattung V1 getestet haben, gehen wir nicht weiter auf diese drei Komponentengruppen ein und schildern unseren Eindruck mit den verbauten Komponenten des G-170 V1: die im V1 verbaute RockShox Yari mit ihren 180 mm Federweg ebenso wie der im V1 verbaute Deluxe R dürften funktional der Lyrik und dem Deluxe Select+ leicht unterlegen sein, sodass wir dieses Update sehr begrüßen. Besonders die fehlende Möglichkeit der Druckstufen-Einstellung am Dämpfer beim V1 hat uns weniger gut gefallen.

Der 35 mm kurze Vorbau unterstreicht den kompakten Ersteindruck des G-170, der zusammen mit dem 780 mm breiten Alu-Lenker für präzise Kontrolle sorgt.

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Kurzer Vorbau und breiter Lenker bedeutet agiles und präzises Handling.

Neben dem bereits erwähnten im Uphill-freundlichen Sitzwinkel sorgt die stufenlos verstellbare Sattelstütze mit 150 mm Hub stets für die richtige Sitzposition. Wie beim S-150 liefert Whyte auch das G-170 bei unterschiedlichen Rahmengrößen mit jeweils angepasstem Hub der Sattelstütze aus. Besitzer eines S-Rahmens freuen sich so bei 125 mm Verstellweg ebenso über die Sattelhöhe wie auch die Besitzer der M- bis XL-Rahmen mit den verbauten 150 mm Hub. Typisch für Whyte glänzt auch das G-170 mit der raffiniert integrierten Sattelstützenklemmung. 

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Standard bei Whyte Bikes: Die im Rahmen integrierte Sattelstützenklemmung

 

Das Whyte G-170 S auf dem Trail 

Wer schon einmal auf Spuren der Enduro World Series gewesen ist oder gar mitgefahren ist, weiß was den Fahrer und vor allem auch dessen Bike erwartet. Meist stehen dabei kilometerlange Transferstrecken auf dem Programm. Dort werden die Fahrer und ihre Bikes nicht nur mehrere Tausend Höhenmeter nach oben, sondern auch nach unten schicken – was beides mit dem richtigen Arbeitsgerät auch sicherlich Spaß bereitet. Wir sind zwar mit dem G-170S keine EWS Strecken nachgefahren, haben aber versucht trotzdem die Renn- aber auch Allround-Tauglichkeit abzuchecken. Dazu haben wir uns auf den uns bekannten dafür bewährten Mittelgebirgs-Trails ausgetobt, wo dem Biker ein guter Mix von allem geboten wird. 

Berghoch muss man sich zunächst (je nach dem welches Bike man sonst fährt) ein wenig an den flachen Lenkwinkel und die etwas kompaktere Geometrie gewöhnen. Rahmengröße M ist bei einer Körpergröße von mehr als 180 cm definitiv am Limit. Die kompakte Geometrie hat aber vor allem bei technischen Steilpassagen durchaus seine Vorteile und hier hat sicherlich jeder Biker seine Vorlieben. Dank des 75 ° steilen Sitzwinkels pedaliert sich das Bike aber unauffällig gut und die verhältnismäßig für ein 650b-Bike längeren Kettenstreben helfen in Steilpassagen die hohe Front unten zu halten.

Whyte Bikes G-170S
Dank des Uphill-freundlichen Sitzwinkels lässt sich das abfahrtsorientierte Bike angenehm nach oben treten.

 

Ähnlich wie beim S-150 ist uns der wippende Hinterbau zu Beginn der Tretpassagen etwas negativ aufgefallen, zumal in der von uns getesteten älteren V1-Ausstattung der Deluxe R keinen Hebel zur Erhöhung der Druckstufendämpfung besitzt, wie er nun in der V2 vom Deluxe Select+ bereitgestellt wird. Für lange Auffahrten also ein super Update.

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Das G-170 lässt sich auch gut durch kurze Steilpassagen bergauf drücken.

Bekanntermaßen ist für uns – wie auch für alle EWS-Piloten – das wirklich ausschlaggebende das Potenzial des Bikes in der Abfahrt. Sei es im Bikepark, auf schnellen und glatten Flowtrails, oder im Gebirge auf ruppigen und technischen Trails.
Das G-170S macht im Downhill dank seiner kompakten und laufruhigen Geometrie auch sehr viel davon mit. Die in unserem Testbike verbaute RockShox Yari vollbrachte bereits trotz verbauter Motion Control Dämpfereinheit einen relativ guten Job. Wir gehen aber davon aus, dass die Bergab-Performance durch das Update mit der Lyrik und Charger-2-Dämpfung deutlich gesteigert wurde. (einen ausführlichen Test der Lyrik findet ihr hier )

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Das G-170 fühlt sich bergab besonders wohl – auch in Gesellschaft von Steinen und Wurzeln.

Auch am Heck schluckt der RockShox Dämpfer im “Quad 4 Suspension” Hinterbau mit 170 mm Federweg bei schnellen Wurzelpassagen die gröbsten Schläge sehr gut weg, ohne dass der Fahrer zu wenig Feedback über den Untergrund bekommt. Sehr ähnlich zum S-150 lässt der Hinterbau bei höheren Geschwindigkeiten hin und wieder vereinzelt Durchschläge bis zum Fahrer durch. Auch die Erhöhung des Dämpferdrucks und damit eine Verringerung des SAG von 30 % auf 25 % brachte hierfür keine universelle Abhilfe. Wie bereits beim S-150 vermutet, könnten hier Spacer im Dämpfer für mehr Progression und somit für weniger Durchschläge ohne dabei die Feinfühligkeit des sonst tollen Hinterbau-Konzepts zu verlieren. Trotzdem ist man mit dem G-170 bergab flott unterwegs – sehr flott sogar, wenn man seine eignen Zeiten im Nachgang ansieht.
Völlig unabhängig davon mag das G-170 gerne flach in schnelle Kurven gedrückt werden und lässt sich dabei nahezu kraftlos durch enge Kurven gezirkelt werden. Dem flachen Lenkwinkel geschuldet, wird hierzu allerdings ein wenig Eingewöhnung für den Fahrer benötigt.

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Enge Kurven mag die kompakte Geometrie des G-170 ebenso wie weite Kurven.

Paradedisziplin des G-170 ist aber unserer Meinung nach, das Fliegen über Wurzeln, Steine und was sich sonst auf dem Trail finden lässt. Das Bike macht dem Fahrer tatsächlich richtig Lust darauf sich links und rechts nach Absprungmöglichkeiten umzusehen. Die kompakte Geometrie erlaubt es das Bike kinderleicht hoch- und querzuziehen ebenso wie durch Senken und Absätze herunterzudrücken. Glücklicherweise kann diese Disziplin jederzeit und überall ausgeübt werden, sodass unserer Meinung nach das G-170S ein guter Begleiter für den abfahrtsorientierten Allround-Biker ist. Ganz klar, diese Variante eines Whyte-Bikes hat nicht unbedingt Ambitionen tausende von Höhenmeter und sehr ausgedehnte Touren zu fahren, sondern zeigt sein größeres Potenzial in der Abfahrt und in der Luft.

Whyte Bikes G-170S
Schnell bergab macht das G-170 besonders viel Spaß.

Fazit 

Auch mit dem Whyte G-170 bietet die britische Marke dem Enduro-Biker eine tolle Spaß-Maschine für die abfahrtsorientierte Freizeitbeschäftigung an. Wer es gerne bergab krachen lassen will und dabei stets Wert auf ein kompaktes und direktes Handling legt, gehört definitiv zu der Zielgruppe des G-170. Wenn man dann auch noch seine Bestzeiten jagen möchte – und das vor allem bergab – ist mit dem G-170S eine sehr gute Voraussetzung für ordentlich Spaß gegeben. Nicht umsonst hatte Martyn Brookes bei der Trans-Provence ordentlich Erfolg damit.
Wie auch schon beim S-150S, gefällt uns die ordentliche und solide Ausstattung, womit der Hobby-Enduro-Racer im Falle des G-170S ein top Arbeitsgerät zu einem vernünftigen Preis erhält. 


Text: Martin Riedle
Fotos: Thomas Kappel
Redaktion: Robin Krings
weitere Informationen: Whyte Bikes, HAWK BIKE Sales GmbH 

 

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