Die Geschichte von der Suche nach dem optimalen Fahrwerk oder aber auch der Exorzismus des nie zufriedenen, kleinen Mannes in unserem Kopf. Kann die DVO Diamond uns dabei helfen, den kleinen Dämon aus unserem Kopf zu verbannen?

Die DVO Diamond in unserem Testbike - einem Knolly Warden.
Die DVO Diamond in unserem Testbike – einem Knolly Warden.

Produktvorstellung

Passenderweise kommt unser Testexemplar in giftgrün daher. Wem die Farbe nicht zusagt, der kann sie auch in tiefschwarz ordern. Montiert haben wir die Diamond in einem Knolly Warden mit 27,5“ Laufrädern. Der Federweg beträgt 160 mm. Außerdem gibt es die Diamond auch noch für 29“ Laufräder und mit 130, 140 sowie 150 mm Federweg. Die Standrohre haben einen Umfang von 35 mm. Das Offset der Gabel beträgt 44 mm in der 650b Version. Bei 160 mm Federweg beträgt die Einbauhöhe 555 mm. Die Federung besteht aus einem Mix aus Luft- (Positivkammer) und einer Stahlfeder (Negativfeder). Die Bremsen werden mit dem Postmount Standard aufgenommen. Verbaut werden können Bremsscheiben bis 203 mm. Das Rad wird mit einer QR 15 Steckachse eingespannt. Auf die Waage bringt die Diamond mit ungekürztem Schaft 2190 g.

Einstellen lässt sich an der Diamond der Rebound mit 24 Klicks, Low Speed Compression (LSC) mit sechs Klicks, die High Speed Compression (HSC) mit 28 Klicks.

Was aber die Diamond zu einer Besonderheit macht, ist die „Off the top“ Technologie (OTT). Doch was verbirgt sich dahinter?

Mit dieser Technologie kann neben dem Luftdruck in der Positivkammer eine Negativfeder (Stahlfeder) mit 14 Umdrehungen per Innensechskant vorgespannt werden, womit sich das Ansprechverhalten bei kleinen Schlägen beeinflussen lässt. Gegenüber anderen Enduro- und Trailgabeln, bei denen die Positivkammer mit Luft gefüllt wird und sich der Druck in der Negativkammer automatisch anpasst, bietet diese Technik eine zusätzliche individuelle Tuningmöglichkeit.

Als besonderes Gimmik liegt der Diamond noch ein Fender bei, der sich einfach, schnell und stabil per Schraube und zwei Stiften am Casting anbringen lässt. Allerdings dient der Fender mehr als Schutz für die Tauchrohre und die Dichtungen. Einen Spritzschutz für uns als Fahrer konnten wir nicht feststellen.

Erstkontakt

Karton auf und wir wurden förmlich erschlagen. Das grün der Diamond strahlt wie Diamanten und wir bekamen ein Leuchten in die Augen, wie es sonst nur unsere Frauen bei eben diesen edelsten Steinen bekommen.

OTT - mit Hilfe eines 5mm Inbus kann eine Negativfeder vorgespannt werden
OTT – mit Hilfe eines 5mm Inbus kann eine Negativfeder vorgespannt werden

Der Kontrast zwischen dem Grün des Castings in Verbindung mit den schwarzen Tauchrohren sieht sehr schick aus. Die Einstellrädchen fühlen sich ebenfalls gut an und machen einen stabilen Eindruck. Die Rasterung der HSC dürfte für unseren Geschmack definierter sein. Bei der LSC fällt dies nicht so ins Gewicht, da für die sechs Klicks eben auch die Zahlen eins bis sechs aufgedruckt sind und man mit Hilfe des Hebels diese immer gut einstellen kann. Toller Ansatz!

Dafür ist zu beachten, dass die Dämpfung der Druckstufe nicht im Uhrzeigersinn zunimmt, sondern entgegengesetzt. Das OTT lässt sich mittels 5 mm Inbusschlüssel kinderleicht einstellen. Allerdings dient hierzu keine Rasterung als Orientierung sondern die tatsächlichen Umdrehungen mit dem Werkzeug. Die Steckachse ist ein weiteres Indiz für gute, wertige Arbeit. Diese ist nach außen hin konifiziert (sorgt für mehr Steifigkeit), das Gewinde ist innenliegend (bietet Schutz für das Gewinde) und der Hebel bietet die Möglichkeit, ihn in jede Himmelsrichtung umzulegen. Geklemmt wird die Steckachse mit Hilfe einer Konterschraube.

Einbau & Setup

Beim Einbau erlebten wir eine unschöne Überraschung. Unser Syntace Laufrad passte nicht in die Gabel, trotz passendem Nabenstandard. Der Hund lag darin begraben, dass die Schrauben der Bremsscheibe an der Postmountaufnahme der Diamond hängen blieben. Auch der Wechsel auf andere Bremsscheiben inkl. schmalerer Schrauben und das Einstellen des Nabenspiels hat keine Abhilfe gebracht. Es musste ein anderes Laufrad her. Freundlicherweise stellte uns The Hive ein passendes Laufrad von e*thirteen zur Verfügung.

Die umfangreichen Videos und Basetunetabellen auf der DVO Homepage dienten für uns als Anleitung, den Exorzismus durchzuführen. Mit dieser Hilfe war das erste Setup kein Hexenwerk. Gegenüber anderen Federgabeln nutzten wir einen höheren Luftdruck in der Positivkammer für den passenden SAG von 25%.

Uphill

Bei Auffahrten auf Trails machte sich das feine Ansprechverhalten bereits positiv bemerkbar, denn auch bei langsamem Tempo hat die Diamond bei kleinen Unebenheiten richtig gut angesprochen und folgte dem Untergrund. So ließ sich das Radl jederzeit kontrolliert steuern.

Bei stärkerem Pedaleinsatz haben wir einfach die Dämpfung der Low Speed Compression voll genutzt. So blieb die Gabel recht ruhig und schaukelte sich nicht auf. Dank der integrierten Anzeige auf dem Einstellrädchen mussten wir keine Klicks zählen, konnten dies während der Fahrt vornehmen und hatten für den Downhill im Handumdrehen unsere ursprüngliche Einstellung wieder.

Downhill

Soweit so gut, aber eine Federgabel ist für den Downhill gemacht und jetzt wollen wir endlich wissen, ob wir diesen schrecklichen kleinen Mann in unserem Kopf ein für alle mal austreiben können.

Die Diamond zaubert einem spielerisch ein Lächeln ins Gesicht
Auch, wenn es nicht so aussieht, die Diamond zaubert einem spielerisch ein Lächeln ins Gesicht

Auf den ersten langsameren Trailmetern machte sich sofort ein Grinsen bis über beide Ohren breit. Das Ansprechverhalten war wirklich gut und die Diamond schluckte die Unebenheiten gekonnt weg. Bei einem Ausflug zum Bikestolpern in hochalpinem Gelände kam uns das gerade in langsamen Passagen, bei denen es wichtig ist Ruhe im Bike zu haben und die Linie sauber zu treffen, sehr entgegen. Das OTT leistete hier ganze Arbeit. Und obwohl wir mit wenig LSC gefahren sind, verschwendete die Gabel nicht unnötig Federweg.

Wie wirkt sich dies aber bei höheren Geschwindigkeiten, Sprüngen oder schnellen Anliegerkurven aus? Sackt die Gabel weg?

Steckt so einiges weg
Steckt so einiges weg

Mit Nichten! Auch bei schnellem Tempo saugte sich das Vorderrad klasse am Untergrund fest und bot ein sehr angenehmes Feedback, ohne große Schläge an den Fahrer weiterzugeben. Wir wollten es wissen und haben die Diamond bei einer Abfahrt mit 3500 Tiefenmeter am Stück und auch bei der Big Five Challenge in Saalbach mal richtig gekitzelt. Was uns aufgefallen ist: Wir hatten keinerlei Probleme mit dem sogenannten Armpump. War dies etwa das erste Indiz dafür, dass der kleine-nie-zufrieden-Mann die Flucht ergriffen hat?

Auch über den ein oder anderen Double oder Drop haben wir die Diamond gejagt. Und auch hier hat sie eine tolle Figur gemacht. Gerade bei Drops hat sich ein angenehmes Gefühl nach endlosem Federweg eingestellt. Für sprunglastige Trails haben wir mehr Dämpfung in der HSC verwendet. Dabei haben wir festgestellt, dass drei bis vier Klicks notwendig sind, um einen spürbare Veränderung zu erzielen. Erfreulicherweise hatte dies aber keine Auswirkung auf die Feinfühligkeit der Diamond.

Drops sind kein Problem.
Drops sind kein Problem.

In offenen Kurven sowie schnellen Anliegerkurven überzeugte uns die Diamond ebenfalls mit einer tollen Performance und sorgte für klasse Grip am Vorderrad, so dass schnelle Richtungswechsel leicht und kontrolliert von der Hand gingen.

stellt schnell den Federweg wieder zur Verfügung, für den kommenden Richtungswechsel
stellt schnell den Federweg wieder zur Verfügung, für den kommenden Richtungswechsel

Welche Rolle hat aber nun das OTT eingenommen?

Bei all den Manövern haben wir festgestellt, dass zwar der Luftdruck den Charakter der Diamond vorgibt, aber das OTT einen deutlichen Einfluss auf diesen hat. Dank dieses Zusammenspiels aus Luft- und Stahlfeder konnten wir die Diamond immer angemessen einstellen. Für flowige Trailaction wollten wir eine eher softe Abstimmung. Das haben wir erreicht in dem wir den Luftdruck gesenkt und gleichzeitig die Vorspannung der Stahlfeder verringert haben. Waren wir auf Bikeparkstrecken unterwegs haben wir sowohl den Luftdruck als auch die Vorspannung erhöht. Dadurch hatten wir immer noch ein sehr sensibles Ansprechverhalten aber auch genügend Federwegsreserven zur Verfügung. Und das ist der große Vorteil der Diamond. Bei der Diamond hat man unabhängig vom Luftdruck einen gewissen individuellen Spielraum, ob man etwas mehr Feedback oder ein wenig mehr plushness haben möchte.

Fazit

Are Diamonds Bikers Best Friends und ließ sich der Dämon austreiben? Unserer Meinung nach ja, aber…!

Nach der unschönen Überraschung beim Einbau, wodurch wir festgestellt haben, dass die Einbaumaße beengt sind, konnte uns die Diamond von der Performance her total überzeugen. Das ganz große Plus gegen die Obsession ist die OTT-Technologie. Sie bietet eine zusätzliche Tuningmöglichkeit und macht die Diamond einzigartig. Die Diamond stellte uns stets genügend Federweg zur Verfügung, aber nie mehr als notwendig. Ein klasse Ansprechverhalten dank des OTT und das angenehme Feedback vom Trail lassen das Gewicht von 2190g leicht vergessen. Auch mit dem Preis von UVP 999,00€ ist die DVO Diamond unserer Meinung nach eine gute Alternative zum Establishment.

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