Ihr wollt auf eurer Feierabendrunde die Eigenschaften eures Downhill-Bikes nicht missen aber dennoch die Berge mit eigener Kraft erklimmen? Dann ist das GT Sanction genau euer Bike. Um den hohen Ansprüchen von Enduro Rennserien wie dem EWS zu genügen, wurde es basierend auf der bewährten Technik des GT Fury Downhill-Bikes entwickelt. In den vergangenen Wochen haben wir getestet, wie sich das Sanction in der Pro Version auf den heimischen Trails schlägt.

Der Name ist Programm: GT Sanction Pro
Der Name ist Programm: GT Sanction Pro

Erstkontakt
Sieht aus wie ein Mini Fury!“ war nach dem Auspacken der erste Kommentar in unserer Redaktion und in der Tat, das Sanction kann schon rein optisch die Gene des DH-Bikes nicht verbergen. Selbst der Blick in die Geometrie Tabelle erinnert mehr an ein DH-, als an ein Enduro-Bike. Werte wie 1215 mm Radstand, 461 mm Reach und 66° Lenkwinkel in Größe L machen auch auf dem Papier die Mission deutlich: volle Attacke bergab.

Racegeometrie
Racegeometrie

Die Kombination aus langem Reach und 40mm Vorbau soll den Fahrer mittig im Rad positionieren und in Verbindung mit dem langen Radstand für hohe Laufruhe und viel Sicherheit sorgen.

Kurzer Vorbau bei langem Reach
Kurzer Vorbau bei langem Reach

Herzstück des Rahmens ist der Eingelenker-Hinterbau mit iDrive-System. Beim iDrive-System ist das Tretlager schwimmend gelagert. Kurz zusammengefasst sitzt das Tretlager in einem separaten Lenkhebel im Hinterbau und wird über den sogenannten Dog Bone mit dem Hauptrahmen verbunden. Federt der Hinterbau ein, zieht er durch die verschiedenen Umlenkungen das Tretlager nach hinten, wodurch er frei von Antriebseinflüssen gehalten wird

Herzstück des Rahmens, der Hinterbau mit i-Drive System
Herzstück des Rahmens, der Hinterbau mit iDrive System

In Sachen Ausstattung hat sich GT nicht lumpen lassen, so federn eine FOX Float 170mm Federgabel und der FOX Float X Dämpfer das Sanction. Beide mit CTD und in der Elite-Ausführung. Der 1×11 Antrieb sowie wie die Bremse kommen im XT / SLX Mix aus dem Hause Shimano. Eine Umwerferaufnahme sucht man vergebens am Rahmen, da GT Entwickler Etienne Warnery diese im Zeitalter von 1×11 Antrieben für überflüssig hält.

Fox 36 Elite CTD
Fox 36 Elite CTD
Shimano 1x11 XT
Shimano 1×11 XT

Die komplette Ausstattung könnt ihr der Herstellertabelle entnehmen:

Sizes: S, M, L, XL
Frame: COR Enduro Design, 6069-T6 Alloy 27.5 Frame, 160mm Travel Independent Drivetrainᆴ Suspension System w/Forged Linkage, Pivots, 1.5″ Head Tube, and 12x142mm Thru Axle Dropouts
Fork: Fox Racing Shox Performance Elite 36 Float 27.5, 170mm Travel, 15x100mm Thru Axle, w/ Adjustable Rebound & Compression, Lockout, & Tapered 1.5″–> 1-1/8″ Alloy Steerer
Rear Shock: Fox Racing Shox Performance Elite Float X, 8.5″x2.5″ Air Shock, w/ Rebound & Compression Adjust
Chain: KMC X11
Crank: RaceFace Aeffect, 32T Narrow Wide
Bottom Bracket: RaceFace X-Type
Rear Derailleur: Shimano Deore XT Shadow Plus, Direct Mount, RD-M8000-D, GS Cage
Shifters: Shimano Deore XT, SL-M8000, Rapid Fire
Cog Set: Sunrace CSMS8, 11-Speed, 11-42T
Rims: Stan’s Rapid 30, 32H
Tires: Maxxis High Roller 2 27.5″x2.4″, Folding Bead
Hubs: F: Shimano SLX, HB-M678, Centerlock Disc, 15x100mm Thru Axle; R: Shimano SLX, FH-M678, Centerlock Disc, 12x142mm Thru Axle
Spokes: DT Competition, 2.0/1.8 Stainless, Black
Nipples: DT Alloy
Brake: Shimano SLX, BR-M675, w/ Metallic Pads & Fins, 203mm SM-RT68 Centerlock IceTech Rotor
Brake Levers: Shimano SLX, BL-M675
Handlebar: RaceFace Chester, 20mm Rise, 780mm Width
Stem: RaceFace Chester, 40mm Length
Grips: GT Statement Double Lock-on Grips
Headset: FSA Orbit 1.5ZS SC
Saddle: WTB Silverado Race SL, Cromoly Rail
Seat Post: KS LEV, 31.6mm
Seat Clamp: All Terra Alloy QR, 34.9mm

Auf dem Trail
Nachdem die Vorfreude auf die erste Abfahrt ins Unermessliche gestiegen ist, ging es ab auf den Hometrail. Dieser startet mit einer schnellen, teils matschigen und felsigen Abfahrt. Bewaffnet mit dem „Mini-DH-Bike“ gingen wir entsprechend mutig an die Sache ran, mussten allerdings wenige Meter später feststellen, dass hier etwas nicht stimmt. Vor allem an den matschigen Stellen schmierte uns ständig das Vorderrad leicht weg, von Sicherheit keine Spur. Auch auf den weiteren Abfahrten wollte sich keine souveräne Abfahrtsperformance einstellen.

Thematisiert in der wöchentlichen Redaktionsbesprechung kam nur der Hinweis „..tief stehen!“ und naja, wenn man ein Mini-DH-Bike bewegt, dann muss man auch wie auf einem DH-Bike stehen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ging es wieder auf die Hausrunde, dieses Mal allerdings mit gebeugten Ellenbogen tief stehend, dadurch mehr Gewicht auf dem Vorderrad und siehe da, das Sanction fährt wie auf Schienen.

Eine Racegeometrie mit tiefem Cockpit erfordert auch einen tiefen Stand
Eine Racegeometrie mit tiefem Cockpit erfordert auch einen tiefen Stand

Nach einer kurzen Eingewöhnung, in der wir uns dran gewöhnen mussten „richtig“ zu stehen, verwandelte sich das Sanction in die erwartete Abfahrtsmaschine. Die Kombination aus langem Reach und 40 mm Vorbau lassen den Fahrer wie versprochen mittig im Bike stehen, wodurch wir uns im Vergleich zu Bikes mit kürzeren Reachwerten weniger bewegen mussten, da unser Gewicht optimal zwischen beiden Achsen positioniert war.

In Anliegern oder Kompressionen begeisterte uns das Bike durch viel Pop im Fahrwerk. Sind wir z.B. tief stehend mit viel Druck auf dem Vorderrad in Anlieger gefahren, haben im Kurvenscheitelpunkt das Gewicht aufs Hinterrad verlagert und gleichzeitig angetreten, so gingen die ersten Kurbelumdrehungen in den verhärteten Hinterbau und es ging gefühlt schneller aus dem Anlieger heraus als hinein.

Spritzig in jeder Situation, wie hier beim Rausbeschleunigen aus einer Kompression
Spritzig in jeder Situation, wie hier beim raus Beschleunigen aus einer Kompression

Das iDrive System hält den Hinterbau in der Tat frei von jeglichen Antriebseinflüssen, ohne dabei an Sensibilität einzubüßen. Ganz im Gegenteil, der Eingelenker ist derart sensibel, dass wir den Float X bei einem Fahrergewicht von 94 kg in der LSC Stufe zwei oder drei gefahren sind. Hierdurch wurde das Bike in Kurven etwas straffer, was uns besser gefallen hat. Beim Pedalieren wippt der Hinterbau dezent, was spätestens in der Trail Stufe des CTD Fahrwerks aufhört. In der Climb Stufe lässt sich das GT ohne spürbares Wippen und ohne steigendes Vorderrad selbst steile Rampen gut hinauf fahren.

Lange Geometrien begünstigen die Bergabposition, neigen allerdings auch zu einer gestreckten Sitzposition, was auf langen Touren spürbar ist. Zwar mussten wir keine Tour wegen Rückenschmerzen abbrechen aber wir sind schon bequemer gefahren. Der Tribut den wir zollen, wenn wir ein Race-Bike auf unseren Touren bewegen.

Berg ab ein Garant für Kontrolle, auf Tour gewöhnungsbedürftig: das tiefe Cockpit
Berg ab ein Garant für Kontrolle, auf Tour gewöhnungsbedürftig: das tiefe Cockpit

Es gibt zwei unschöne Eindrücke, die wir in den letzten Wochen gesammelt haben. Die Kind Shock LEV Integra funktionierte zwar immer zuverlässig, allerdings wurde die Seilzug-Fernbedienung nach einigen Wochen sehr schwergängig, was mit ein paar Tropfen Öl in die Zugaußenhülle zeitweise behoben war. Circa zur gleichen Zeit begann die untere Führungsrolle der e*Thirteen LG1 Kettenführung zu quietschen. Hier half kein Öl sondern nur das Lockern der Befestigungsschraube. Beides keine großen Übel aber bei dem sonst durchweg positiven Eindruck schade.

Bis auf die quietschende Rolle der Kettenführung ist das Sanction dank der durchdachten Kabelführung frei von Klappergeräuschen. Bremsleitung und Schaltzug verlaufen auf dem Unterrohr und werden mit Metallklammern fixiert.

Die Leitungen sind klapperfest auf dem Unterrohr fixiert
Die Leitungen sind klapperfest auf dem Unterrohr fixiert

Aufgrund der direkten Dämpferanbindung steht dieser genau in der Matschlinie vom Hinterrad, wodurch die Kolbenstange und das hintere Dämpferauge ständig dreckig sind. Ein Mud Guard dürfte hier Abhilfe schaffen. Wir haben bewusst darauf verzichtet, da er nicht zum Lieferumfang gehört. Trotz permanenten Einsatz bei Wind und Wetter konnten wir nach dem Testzeitraum kein Spiel oder rauen Lauf am hinteren Dämpferauge feststellen.

Das hintere Dämpferauge ist ständig dreckig, war zwar während dem Test kein Problem, ein Mud Guard hält es dennoch sauber
Das hintere Dämpferauge ist ständig dreckig, war zwar während dem Test kein Problem, ein Mud Guard hält es dennoch sauber

Fazit
Mit dem Sanction hat GT ein reinrassiges und kompromissloses Race-Bike entwickelt. In den letzten Wochen haben wir das Bike ausführlich getestet und konnten bis auf die schwergängige Kind Shock Fernbedienung und quietschende Führungsrolle keine Kritikpunkte finden. Selbst der unverbindliche Preis von 4599,-€ ist nicht unverschämt.

Kaum ein Enduro kommt einer Downhill Geometrie näher als das Sanction. Dank langem Reach und Radstand lässt es sich -bei korrektem Stand- wie ein Skalpell den Berg hinunter bewegen und begeistert mit einem sensiblen aber durch das iDrive System von Antriebseinflüssen befreiten Eingelenker-Hinterbau. Enduristen, die ein out of the box Race-Bike suchen werden im GT Sanction fündig. Tourenfahrer, die ihren Fokus auf die Abfahrten legen profitieren von den Downhill-Genen und sind dank CTD Fahrwerk auch für den Uphill bestens gerüstet.


Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings

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