Sicherheit auf dem Trail ist ein Thema, dem sich viele Hersteller annehmen. Die Entwicklung auf diesem Gebiet steht selten bis nie still und man versucht die Bewegungsfreiheit so wenig wie möglich einzuschränken. Man ist mittlerweile sogar soweit, dass man von sperrigen „Rüstungen“ weg geht, die zwar optimalen Schutz bieten, aber den Träger auch teilweise einschränken. Die Firma Bliss, bekannt für Ihre markant blaue Protektorenserie und der Armourgel Technologie, schickt mit dem ARG COMP LD Top einen Protektoren Longsleeve ins Rennen, den wir uns etwas genauer anschauen werden.

Der seitliche Reissverschluss sorgt für bequemes an- und ausziehen
Der seitliche Reissverschluss sorgt für bequemes an- und ausziehen

In der Hand:

Über die Armourgel Technologie von Bliss wollen wir an dieser Stelle nicht mehr im Detail eingehen, da sie bekannt ist. Kurz zusammen gefasst handelt es sich dabei um eine Kunstoffmischung, die bei einem Einschlag bzw. Sturz – oder Schlagwirkung, die kinetischen Kräfte durch Versteifung vom Träger ableitet. Das Material bleibt dabei aber stets flexibel und muss nicht nach einem Sturz ausgetauscht werden. Die Protektoren sind CE EN-1621-2 (Rücken), CE EN-1621-1 (Ellbogen) zertifiziert. Wer noch mehr dazu wissen möchte, dem sei die Bliss Webseite empfohlen, auf der das Material zusätzlich erklärt wird.

arg comp ld top 1 von 5 Cycleholix
Der Brustbereich, und vor allem das Brustbein werden sinnvoll abgedeckt.

Das Sleeve ist hochwertig verarbeitet, die Nähte sehr sauber und die Protektoren fest mit dem Trägermaterial verbunden. Interessanterweise befinden wir uns vom Gewicht her nicht wirklich weit von einem Brustpanzer der klassischen Bauart entfernt, was auf die Dichte der Armourgel Protektoren zurück zu führen ist.

Quelle:Blisscamp.com

Der Vorteil liegt aber darin, dass sich das ARG COMP trägt wie eine zweite Haut. Die Bewegung ist minimal bis nicht eingeschränkt, was einer aktiven Fahrweise auf dem Trail oder im Park zu gute kommt. Ein weiterer Vorteil, zumindest um diese Jahreszeit, ist die Materialwahl des Sleeves, welches ähnliche Eigenschaften wie Thermounterwäsche bietet. Im Sommer könnte dieser Materialmix allerdings knackig warm werden, wobei sicher nicht der Wärmestau eines Brustpanzers erreicht wird.

Auf dem Trail:

Kommen wir zum praktischen Einsatz in einem unserer Lieblingsgelände, dem Feldberg im Taunus. Das Angebot an Strecken benötigt nicht zwingend einen Brustpanzer, allerdings wäre es auch absolut leichtsinnig ohne Oberkörperschutz zu fahren. Das ARG COMP Sleeve wurde von Bliss für den Enduro Renneinsatz entworfen, in dem es durchaus hart hergehen kann.

Protektoren an den Ellenbogen
Protektoren an den Ellenbogen

Schutz bedeutet in unserem Fall zusammengefasst, dass der komplette Rücken inklusive Steiß, die Schultern, Ellenbogen sowie der Bereich um das Brustbein geschützt sind. Das Sleeve ist passgenau und lang ausgeführt um es auch problemlos unter der Oberkleidung tragen zu können. Sehr praktisch fanden wir die oben bereits erwähnte Schutzwirkung für den Steiß. Diese blieb über den kompletten Testzeitraum auch an der Stelle, wo sie benötigt wurde. Jeder der sich bereits eine Prellung am Steiß oder einen Sturz auf eben jenen eingefangen hat, weiß einen solchen zusätzlichen Schutz sicher zu schätzen.

Der Rücken in der kompletten Länge und auch Breite geschützt
Der Rücken in der kompletten Länge und auch Breite geschützt

Die Passform sorgt dafür, dass man den Schutz unter der Kleidung kaum wahrnimmt, sich aber trotzdem ein angenehmes Gefühl der Sicherheit einstellt. Die Materialeigenschaften machen sich bei längeren Bergaufpassagen durch einen leichten Hitzestau bemerkbar. Dies bleibt aber im Rahmen und liegt einfach in der Natur der Sache. Im Sommer könnte das ganze etwas problematischer werden, aber wer Temperaturen jenseits der 30° unter einem herkömmlichen Brustpanzer erlebt und überlebt hat, wird diesen „Nachteil“ für seine Sicherheit gerne in Kauf nehmen.

Die Protektoren an Schulter und Ellenbogen empfanden wir direkt nach dem auspacken als etwas steif. Nach der ersten Ausfahrt über mehrere Stunden und der Einwirkung von Körperwärme auf die Protektoren wurden diese allerdings deutlich geschmeidiger.

Der Schulterbereich ist ausreichend geschützt
Der Schulterbereich ist ausreichend geschützt

Für wen ist also das Sleeve nun gedacht ? Nun, wie bereits erwähnt wurde es für den Enduro Renneinsatz entwickelt und wird dort auch eingesetzt. Auf lokalen Trails und flowigen Passagen kann man ebenfalls bedenkenlos zum ARG COMP TOP greifen. Wer komplett auf Nummer sicher gehen möchte, kann das Ganze mit einem herkömmlichen Brustpanzer kombinieren, um eine maximale Schutzwirkung zu erzielen. Vorteile wie Bewegungsfreiheit und Gewicht geraten dann allerdings schnell ins Hintertreffen. Das Sleeve ist aber auch nicht für harte Bikeparkeinsätze gedacht, denn hier hat der „klassische“ Aufbau der Brustpanzer einfach seine Vorteile.

Praktisch:

Alles was direkt auf der Haut getragen wird neigt dazu, gewisse Gerüche zu entwickeln. Praktischerweise kann das Sleeve problemlos gewaschen werden. In unserem Fall mit der üblichen Feinwäsche bei 30° in der Maschine. Das Material trocknet recht schnell, kann also auch problemlos abends auf der Berghütte per Hand gewaschen werden wenn man mehrere Tage unterwegs ist.

Fazit:

Sehr gute Passform, ausgesprochen gute Verarbeitung und optisch auch noch so ansprechend, dass man es im Sommer ohne Oberbekleidung fahren könnte. Die Schutzwirkung wird, auch wenn wir sie nicht am eigenen Leib erfahren haben, auf dem gewohnt gutem Niveau der restlichen Bliss Protektoren liegen. So bleibt unter dem Strich eine UVP von 229 Euro für ein ausgereiftes, sehr gutes Produkt, welche aber gerne auch etwas niedriger ausfallen dürfte.

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Patrick Frech
Redaktionelle Leitung und Webdesign. Fährt seit Jahren begeistert Mountainbike und ist überwiegend im Bereich All-Mountain/Enduro zu finden. Am liebsten tagelang in alpinem Gelände auf dem Rad unterwegs. /// Daten, Fahrstil und Vorlieben: 1,75m Groß, 80kg (fahrfertig). Fahrstil ausgewogen, ab und an verspielt. Vorliebe für anspruchsvollere, teils verblockte Trails und Airtime. Downhill Vorzugsweise im Bikepark.

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