Seit über 20 Jahren im Programm der Edelschmiede Rocky Mountain erfreut sich das Element größter Beliebtheit. So ist es nicht verwunderlich, dass es kontinuierlich weiterentwickelt wurde und die neuste Inkarnation für 2017 es in sich hat. Das Konzept des Element wurde komplett überdacht und soll dem Marathon- und Etappenrennfahrer mehr Komfort bieten. Um dieses Ziel zu erreichen wurde an Front und Heck mehr Federweg spendiert.

Rocky Mountain Element
Rocky Mountain 990 RSL BC Edition

Rocky Mountain Element – Produktvorstellung

Das Element gibt es natürlich in mehreren Varianten aber eine sticht immer besonders hervor, die BC Edition. Mit dickeren Reifen, stabileren Laufrädern und breiterem Lenker als die Standardversionen ist die Marschrichtung klar, dieses Bike will nicht nur schnell bergauf sondern auch bergab! Um auch am Ende eines langen Marathon Tages mit frischen Armen in die letzten Abfahrten zu gehen, ist der Federweg an allen Modellen an der Front von 100 mm auf 120 mm und am Heck von 95 mm auf 100 mm gewachsen. Als Federelemente kommen bei der BC Edition die RockShox Pike RCT3 und der RockShox Monarch RT3 Dämpfer zum Einsatz im Gegensatz zum Fox Fahrwerk der anderen Modelle.

Rocky Mountain Element
Bereit für eine ausgedehnte Tagestour

Die Rahmenform wurde geradliniger als noch beim Vorgänger. Auffällig springt der leichte „Hängebauch“ im Tretlagerbereich ins Auge. Wo vorher der zweite Flaschenhalter an der Außenseite des Unterrohres war und so dem permanenten Dreckbeschuss des Vorderrades ausgesetzt war, ist die zweite Flasche nun fein im Rahmendreieck verstaut. Selbst bei Rahmengröße „S“ passen zwei Flaschen in den Rahmen. Bei zwei 500 ml Flaschen wird es allerdings schon gut eng.

Rocky Mountain Element
Platz für 2 Flaschen im Rahmen

Wie es sich für einen Edelracer gehört, sind natürlich alle Leitungen im Rahmen verlegt. Moosgummischläuche um den Leitungen sollen für Ruhe im Rahmen sorgen, insbesondere wenn das Gelände rauer wird. Die Platten, die den Rahmen verschließen, fixieren zusätzlich die Kabel an den Ausgängen.

Damit auch wirklich jeder in den Genuss des Element kommen kann, gibt es den Rahmen in 5 Rahmengrößen, von S bis XXL. Wer auf einen Schnapper in einer Aluversion hofft, wird leider enttäuscht. Das Rocky Mountain Element gibt es nur mit einem feinen Carbonrahmen. Dafür startet das Basis Model bei 3499,- €, was in Anbetracht des hochwertigen Rahmens und einer soliden Ausstattung fair erscheint.

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Quelle: Rocky Mountain

Ein weiteres Highlight ist das RIDE-9 System, dass wir bereits aus dem Trailbike Instinct kennen. Wie der Name vermuten lässt kann man damit die Anlenkung des Dämpfers in 9 verschiedenen Positionen einstellen. Damit ist es möglich den Lenkwinkel zwischen 69° und 70°, den Sitzwinkel von 74,5° auf 75,5° und die Tretlagerhöhe um bis zu 14 mm zu variieren. Somit ist man in der Lage das Rad für jeden Zweck anzupassen, sei es der Marathon oder die technisch anspruchsvolle Cross Country Runde. Um das Rad wendiger zu machen wurden zusätzlich die Kettenstreben von 445 mm auf 439 mm verkürzt. Die effektive Oberrohrlänge ist um 10 mm gewachsen. Die Modernisierung der Geometrie macht das Element zu einem erfrischend neuen Racefully mit Trailbike-Genen.

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An diesem Flip Chip findet der Zauber statt: das RIDE-9 System

Für mehr Bewegungsfreiheit auf technischen Kursen gibt es ab dem mittleren Preissegment eine serienmäßig verbaute absenkbare Sattelstütze. In unserem Fall war es die RockShox Reverb mit 100 mm Hub. Mit einer absenkbaren Stütze avanciert das Element immer mehr zu einem Trailbike. Auch der mächtige Race Face SixC Lenker mit seiner 800 mm Breite und der 50 mm lange Vorbau unterstreichen diese Aussage. Wie vermutlich viele Kunden, die sich für ein Element in Größe S entscheiden, haben wir den Lenker jedoch erst einmal auf für uns besser passende 740 mm gekürzt.

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Das Cockpit mit dem mächtigen Race Face SixC Lenker

Die Laufräder bestehend aus ZTR Arch Felgen, einer DT Swiss 350 Nabe am Hinterrad und der hauseigenen Vorderradnabe von Rocky Mountain sind ein sehr guter Kompromiss aus Leichtbau und Haltbarkeit. Gepaart mit dem Maxxis Minion Semi Slick und Minion DHR2 hat man eine griffige und schnelle Grundlage für ausgedehnte Trailtouren.

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Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk

Wie im Racebereich mittlerweile üblich kommt das Element mit 1 x 11 Antrieb, im Falle der BC Edition handelt es sich um die edle Shimano XTR Schaltgruppe. Dank der großen Übersetzungsbandbreite der Shimano XT 10-46 Kassette und einem 32er Kettenblatt auf einer Race Face Turbine Kurbel werden auch weniger fitte Fahrer ihren Spaß haben. Langstreckenfahrer oder der Alpencrosser brauchen aber keine Angst zu haben, denn Rocky Mountain hat weiterhin eine Aufnahme für einen Umwerfer am Rahmen vorgesehen. Sogar an ein Fach für Shimanos Di2 Schaltung wurde gedacht. So ist der Rahmen für die Zukunft gewappnet. Für die Negativbeschleunigung sorgt die Shimano XT Bremse in Kombination mit 180 mm Bremsscheiben an Front und Heck.

Die komplette Ausstattung im Überblick

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Quelle: Rocky Mountain

Auf dem Trail

Bevor wir auf die Jungfernfahrt gehen konnten, mussten wir noch die RockShox Reverb verbauen. Eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob die großzügigen Öffnungen im Rahmen nicht nur Show sind. Die Aluschrauben der Abdeckung waren schnell entfernt und genauso schnell war auch die Reverb Leitung verlegt, danach noch einen Moosgummischlauch übergestreift und fertig. An dieser Stelle ein herzliches „Danke“ an die Rocky Mountain Konstrukteure! Leitungen durch den Rahmen verlegen war noch nie so einfach. Danach ging es sofort Richtung Trail um das RIDE-9 System zu begutachten und einzustellen. Dazu muss man lediglich die Schrauben an der unteren Dämpferaufnahme lösen und den Flip-Chip in die gewünschte Position drehen. Welche Position was bewirkt hat Rocky Mountain in einem anschaulichen Bild zusammengefasst. Als erstes wurde die obere Position gewählt indem der Lenkwinkel mit sportlichen 70° daher kommt. Den SAG haben wir für eine bessere Vergleichbarkeit immer auf ca. 30% eingestellt. So ging es auf einen Rundkurs mit steilen Rampen und technischen Abfahrten, also eine übliche Cross Country Runde. Nach einer Runde wurde das Setup geändert und erneut der gleiche Kurs gefahren.

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Quelle: Rocky Mountain

So wurde in der tiefen Einstellung die Endprogression des Dämpfers spürbar stärker und der Lenkwinkel flacher. Nach mehreren Runden waren wir überrascht, dass uns die steile Position am besten gefällt. Die steilere Sitzposition animiert den Fahrer dazu stärker in die Pedale zu treten und gibt zusätzlich Druck aufs Vorderrad was ein vorzeitiges steigen an steilen Rampen verhindert. Diese Position hat sich sehr ausgewogen angefühlt und die beste Kontrolle über den Dämpferhub gegeben. Mit der eher aufrechten und entspannten Sitzposition ist das Element der ideale Begleiter auf ausgedehnten Touren. Das 32er Kettenblatt ist dabei genau richtig gewählt. Der leichteste Gang reicht dabei immer noch aus, um selbst steile Rampen oder lange Anstiege entspannt erklimmen zu können. Lediglich wenn wir es in der Ebene eilig hatten, wäre etwas mehr Bandbreite wünschenswert gewesen.

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Das Rocky in seinem Element

Wer jetzt denkt, dass das Element eine gemütliche Sänfte für den Sonntagnachmittagsausflug ist, dem sei gesagt: Falsch gedacht! Beim Fahrwerk spürt man sofort die Race-Gene. Selbst bei geöffnetem Dämpfer ist der Hinterbau nahezu frei von Wippen und schiebt bei jeder Pedalumdrehung stark vorwärts. Wem das noch nicht ausreicht, kann das Heck mit dem Umlegen des Plattformhebels auf den Trailmodus weiter straffen. Geht man noch einen Schritt weiter in den Lockout, ist komplett Ruhe und das Rad prescht nahezu wie ein Hardtail voran. Für die schnelle Runde und Cross Country Rennen hat uns der Trailmodus am meisten beeindruckt, denn hier ist der beste Kompromiss aus Antrittstärke und Komfort.

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Kaum ein Wippen, auch im Wiegetritt

Da die Ausstattung der BC Edition förmlich „Fahr mich bergab!“ schreit, sind wir dem Wunsch natürlich gerne nachgekommen. Auf flowigen Trails spielt das Element seine stärken mit dem guten Überrollverhalten der großen Räder und dem starken Antritt voll aus. Gelegentliche Wurzeln und Steine werden nahezu komplett vom Fahrwerk geschluckt und animieren dazu weiter Geschwindigkeit aufzubauen. So hat sich auf unseren Hometrails schnell ein „war da nicht was?“ Gefühl eingestellt. Bewegt man sich in stärker verblocktem Gelände, welches eher für eine größere Federwegsklasse reserviert ist, ist eine aktive Fahrweise gefragt. Die Gabel mit ihren 120 mm Federweg nimmt die Schläge dabei noch sehr gut auf, der straffe Hinterbau kommt bei schnellen, harten Schlagfolgen aber an seine Grenzen. Wir waren dennoch erstaunt mit wie viel Geschwindigkeit sich dieses kurzhubige 29er durch raue Passagen manövrieren ließ.

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Auf flowigen Trails macht es richtig Spaß

Bergab spielt die Ausstattung der BC Edition ihre Stärken voll aus. Dem Cockpit, dominiert von dem mächtigen Race Face Lenker, ist keine Schwäche anzumerken. Mit seinem kurzen Vorbau sorgt es jederzeit für präzise Lenkmanöver. Als vermeintlich schwächstes Glied in der Lenkkette, gaben sich auch die Laufräder keine Blöße.

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Geht auch gut durch gröberes Gelände

Die Kombination aus Semi Slick am Heck und aggressiven Profil an der Front ist aus unserer Sicht ideal gewählt für ein Trailbike. Die Shimano XT Bremsanlage mit 180er Scheiben an Front und Heck sorgte immer für ein zuverlässige Verzögerung. Vor allem in Kombination mit der Shimano XTR Schaltung an einer Schelle hat sie überzeugt, da selbst Fahrer mit kleinen Händen Bremsen und Schaltung immer perfekt im Griff haben.

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Die griffigen Reifen halten willig die Spur

Fazit

Das Rocky Mountain Element hat sich als wahrer „Tausendsasser“ im Test erwiesen. Die von uns getestete BC Edition ist mit stabilen Laufrädern, Reifen und Lenkzentrale als spritziges Trailbike aufgebaut. Mit leichteren Reifen steht dem Start bei einem Marathon oder Cross Country Rennen nichts im Weg und mit dem RIDE-9 System kann man das Rad ganz nach seinen Vorlieben anpassen. Für wen der Preis von 6899,- € kein Hindernis darstellt, der bekommt für sein Geld verdammt viel Fahrrad.


Text: Thomas Kappel
Bilder: Jakub Reichhart, Thomas Kappel
Weitere Informationen: Rocky Mountain

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