2014 hat Specialized das Demo Carbon 650B vorgestellt und seit dem einen World Cup Gesamtsieg geholt und eine Weltmeisterschaft mit diesem Rad gewonnen. Zwei Jahre später hat Specialized all diese Erfahrungen und die grandiosen Features der Carbon-Version in eine günstige Aluminium-Version einfließen lassen. Wie sich die Metall-Version in der Ausführung Demo 8.1 Alloy schlägt, klärt unser Test.

Specialized Demo 8.1 Alloy
Specialized Demo 8.1 Alloy

Erstkontakt
Stehen beide Bikes nebeneinander und werden aus entsprechender Entfernung betrachtet, fällt optisch kein Unterschied auf. Die Aluminiumversion des Demos gleicht in Design und Funktion dem Bruder aus Carbon. Herzstück sind der markante, asymmetrische Sitzdom und der Hinterbau mit Drehpunkt um das Tretlager. Bei näherer Betrachtung fallen die hochwertigen Schweißnähte und offene Bauweise des Sitzdoms auf. In der S-Works Variante wirkt die Form organischer. Sowohl das S-Works Carbon, als auch das Demo 8.1 Alloy sind komplett aus dem jeweiligen Werkstoff gefertigt. Einzig das Demo 8.1 Carbon mixt mit der Umlenkwippe aus Aluminium die Werkstoffe.

Das Fahrwerk besteht aus einem Fox / Rock Shox Mix. Während am Heck der Fox VAN RC zum Einsatz kommt, wird die Front von einer Rock Shox Boxxer RC gefedert. Was uns sofort positiv aufgefallen ist, sind die Verstelloptionen. Beide Federelemente sind in Druck- und Zugstufe einstellbar.

Der Antrieb und die Bremsanlage des Alu-Demos kommen von SRAM, mit der Descendant Kurbel und dem GX Type 2.1 Schaltwerk in haltbarer und funktionaler Form. Das 10fach Schaltwerk wird mit einer SRAM 7fach Kassette kombiniert und entsprechend limitiert. Bei den Bremsen hat sich Specialized etwas Besonderes einfallen lassen und mixt die einfachen SRAM DB5 Bremshebel mit den Vierkolben-Guide-Bremssätteln. Im Vergleich zu den DB5 Zweikolben-Bremssätteln natürlich ein deutlicher Leistungszuwachs. Die Gamut Kettenführung ohne drehende Teile verspricht einen lautlosen Betrieb.

Wertiges aus dem Hause SRAM: GX Type 2.1 10fach Schaltwerk
Wertiges aus dem Hause SRAM: GX Type 2.1 10fach Schaltwerk

Bei den Laufrädern setzt Specialized auf die Hauseigenen mit Specialized Naben und Roval Felgen. Interessant ist die Bereifung, während auf dem Vorderrad der Allrounder Butcher montiert ist, kommt am Hinterrad der Slaughter als Spezialist für trockenes Wetter zum Einsatz. Beide Reifen in der DH Drahtversion und 60TPI Mischung. Dem allgemeinen Trend zu breiten Lenkern folgend, ist die Steuerzentrale 800 mm breit. Während wir uns beim S-Works Demo für die Größe L entschieden haben, ist das Testbike in der Größe M geliefert worden. Der Gewichtsunterschied beider Bikes beträgt inkl. Mallet DH Pedalen 18,07 kg (Aluminium) zu 15,99 kg (S-Works Carbon).

Zum Gewichtsunterschied trägt freilich auch der Komponentenmix bei. Während z.B. unser S-Works Demo in der letzten Ausbaustufe mit einem kompletten Luftfahrwerk ausgestattet ist, treibt u.a. das Coil Fahrwerk des 8.1er Demo das Gewicht in die Höhe. Betrachten wir nun den Preisunterschied zwischen den Bikes, fällt uns an dieser Stelle wieder das Zitat „Strong, light, cheap, pick two!“ von Keith Bontrager ein. Stabil, leicht UND günstig ist nicht möglich. Entweder stabil und leicht, dann nicht günstig, oder günstig und leicht, dann aber nicht stabil. Specialized hat sich beim 8.1er Demo für „strong“ und „cheap“ entschieden. Die genaue Ausstattungsliste könnt ihr der Herstellertabelle entnehmen.

Quelle: www.specialized.com
Quelle: www.specialized.com

Auf der Strecke
Mit dem vor zwei Jahren eingeführten 650b Demo-Rahmen hat Specialized das neue Größenkonzept eingeführt. Die Rahmengröße wurde dabei von der Fahrergröße entkoppelt und auf den Fahrstil des Fahrers angepasst.

Die Größenwahl ist abhängig vom Fahrstil
Die Größenwahl ist abhängig vom Fahrstil

In Größe M wird aus dem Demo regelrecht eine agile Rampensau. Das Bike ist dank der Geometrie und der kompakten Rahmengröße handlich und wendig, wenngleich wir das Mehrgewicht bei kurzen und sehr schnellen Richtungswechseln schon spüren konnten. Deutlich mehr fällt das Gewicht während der Airtime auf. Im Vergleich zum leichteren Carbon Demo bedarf das Korrigieren in der Luft ein beherzteres Eingreifen, was wiederum dank der kompakten Rahmengeometrie vereinfacht wird.

Alles in allem fühlen wir uns auf der Größe L wohler. Aufgrund des längeren Reachs stehen wir automatisch viel zentraler, während der „Sweetspot“ in Größe M schwieriger zu treffen ist. In schnellen Anliegerkurven fühlt sich das M im Vergleich zum L nicht ganz so gelassen an, vor allem, wenn noch Bremswellen oder Löcher dazu kommen. In Größe L bietet das Bike hier mehr Laufruhe und dadurch mehr Sicherheit.

Schnelle Anlieger stehen dem Bike in Gr. L besser
Schnelle Anlieger liegen dem Bike in Gr. L besser

Egal ob Aluminium oder Carbon, egal ob M oder L, in allen Fällen handelt es sich um den gleichen Hinterbau. Der antriebsneutrale Hinterbau reagiert sehr feinfühlig und bietet ordentlich Grip. Trotz, dass es sich um ein Einstiegsmodell handelt, haben Gabel und Dämpfer viele Einstelloptionen. So lassen sich beide Dämpferelemente in Druck- und Zugstufe einstellen.

Im Auslieferungszustand wird das Demo 8.1 Alloy in Größe M mit einer „soft spring“ Feder für ein Fahrergewicht von 63 – 72 kg in der Gabel und mit einer 400er Feder im Dämpfer ausgeliefert. Bei ca. 90 kg Fahrergewicht (fahrfertig) haben die Feder der Boxxer RC direkt gegen eine harte (blaue) Feder für Fahrer von 81 – 90 kg gewechselt. Damit konnten wir auf dem Bike stehend einen SAG von rund 25 % an der Gabel und 34 % am Dämpfer messen. Auch wenn dieser SAG am Dämpfer für viele DH-Bikes noch in Ordnung sein sollte, stellte er sich am Demo, in Verbindung mit dem Fox Van RC, für unseren Geschmack als deutlich zu weich heraus. Während sich das Bike mit der 400er Feder zwar sehr plush und bei kleinen Schlägen sehr sensibel anfühlte, neigte das Demo bei harter Gangart und Landungen im Flat zu häufig zu Durchschlägen. Mit einem Wechsel auf eine 425er Feder erreichten wir einen SAG von 30 %, wodurch wir permanent etwas höher im Federweg standen und auch nicht mehr mit Durchschlägen zu kämpfen hatten.

Tiefe Drops tendieren mit den weichen Federn zu Durchschlägen
Tiefe Drops tendieren mit den weichen Federn zu Durchschlägen

Die Gabel überzeugt an der Front mit einer soliden Leistung. Auf lange Sicht geplant macht das Update auf eine Charger Kartusche Sinn. Diese gibt den Federweg kontrollierter frei und mehr Support, was die Sicherheit erhöht. Am Heck ist der Fox Van RC Dämpfer der limitierende Faktor. Auf der Suche nach hundertstel Sekunden und bei entsprechend harter Gangart, wird das Heck bei schnellen Schlagfolgen harsch. Hier kann mit einem anderen Dämpfer deutlich mehr aus dem Hinterbau rausgeholt werden, was wir auf kurzen Testfahrten mit dem Fox Float X2 und dem Öhlins TTX Dämpfer gemerkt haben.

Der Hinterbau überzeugt in ruppigen Steinfeldern, hat aber dank dem Dämpfer Luft nach oben
Der Hinterbau überzeugt in ruppigen Steinfeldern, hat aber dank dem Dämpfer Luft nach oben

Das breite Cockpit hat uns sehr gut gefallen. Dank der großen Hebelwirkung reichen kleine Bewegungen zur Korrektur der Richtung. Viel breiter hätte der Lenker allerdings nicht sein dürfen, da die Körperhaltung sonst zu sehr gestreckt wird. Im Vergleich zu unserem S-works Demo ist der Unterschied zwischen Aluminium und Carbon Lenker deutlich spürbar. Während der Carbon Lenker kleine Vibrationen filtert, gibt der Aluminium Lenker diese 1:1 an die Arme durch und führt früher zu erschöpften Fingern und Armpump.

Der 800mm breite Lenker steht dem Bike gut, ein Update auf eine Carbonvariante verringert Armpump
Der 800mm breite Lenker steht dem Bike gut, ein Update auf eine Carbonvariante verringert Armpump

Fazit
Die Unterschiede in Sachen Preis und Gewicht haben wir ausreichend kommentiert, gleiches gilt für die unterschiedlichen Fahreindrücke aufgrund der verschiedenen Größen. Die Kinematik des Hinterbaus ist bei beiden Bikes gleich. Rein subjektiv fährt sich das Carbon Demo weniger erschöpfender als die Aluminiumversion. Unserer Vermutung nach aufgrund der Eigendämpfung von Carbon. In Sachen Steifigkeit sind uns keine signifikanten Unterschiede aufgefallen.

Signifikante Unterschiede in der Steifigkeit sind nicht spürbar
Signifikante Unterschiede in der Steifigkeit sind nicht spürbar

Das Demo 8.1 Alloy ist der Einstieg in die Downhillwelt von Specialized. Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 3.699€ gibt es die bewährte Technik des World Cup erprobten S-Works Rahmens zum günstigeren Preis.

Dank des sinnvoll gewählten Komponentenmix, ist das Demo 8.1 Alloy aus dem Karton ready to race, zu im hausinternen Vergleich günstigen Kosten. Mit wenigen, gezielten Modifikationen lässt sich noch mehr aus dem Bike herausholen, wie unsere kurzen Testfahrten mit alternativen Dämpfern gezeigt haben. Leichter und mehr Einstellmöglichkeiten geht immer, dann muss aber auch deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden.

Der antriebsneutrale Hinterbau begeistert auch in der Aluminiumversion durch viel Grip. Das vom Carbon Demo bekannte Größenkonzept ist auch in der Alufamilie wiederzufinden. Hier gilt ganz klar Länge läuft, weshalb für uns die Größe L aufgrund der ausreichenden Wendigkeit aber hohen Laufruhe vorne liegt.

Race ready für im Verhältnis "schmale Mark"
Race ready für im Verhältnis „schmale Mark“

Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings

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