Carbon ist ein Werkstoff, der natürlich auch nicht vor Helmen halt macht. Der Vorteil hier, Gewicht zu sparen, liegt klar auf der Hand. Jetzt, wo die Tage wieder länger sind, die Parksaison wieder los geht und auch wir wieder kräftig mit den Hufen bzw. den Pedalen scharren, werden wir für euch einige der neuen Fullface Helme 2015 genauer unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht hier der Bell Full 9 Infrared, der nicht nur optisch zu begeistern weiß, sondern auch mit einem guten Gewicht von 1050gr ins Rennen geht.

Die Wurzeln der Firma Bell reichen tief in den MX Bereich hinein und so ist es nicht verwunderlich, dass dieses Know-How ebenfalls dafür genutzt wird, Fullface Helme für den Downhill Bereich zu entwickeln. Der Bell Full 9 ist kein Unbekannter und trumpft für 2015 leicht überarbeitet mit neuen Designs und Farben auf. Bereits der erste Kontakt nach dem Auspacken ist sehr positiv, denn Bell kombiniert beim Full 9 die neue Farbe Infrared mit edlem Sichtcarbon verpackt unter einer schützenden Schicht Klarlack. Die Verwendung von Carbon hat hier allerdings nicht nur optische Gründe, sondern erhöht die Steifigkeit des Helms unter Druck spürbar. Die Oberflächenverarbeitung ist makellos und sehr hochwertig und um diese möglichst lange zu erhalten, gibt Bell dem Käufer des Full 9 eine vollwertige Helmtasche für den Transport und zum Verstauen mit. Zusätzlich finden wir in der Helmtasche auch die obligatorische Halterung für eine Actioncam, die hinter dem Visor oben auf dem Helm eingeklickt werden kann und kompatibel zu GoPro und Contour Modellen ist.

Infrared sorgt auch beim Full 9 für eine gute Signalwirkung.
Infrared sorgt auch beim Full 9 für eine gute Signalwirkung.

Der Full 9 kommt mit Unterstützung für das Eject System, welches im Fall eines schweren Sturzes den Rettungskräften die Abnahme des Helms erleichtern soll. Dies wird laut Anleitung durch eine Aufblasbare Kammer zwischen Kopf und Helmoberseite realisiert, die sich mittels eine kleinen Handpumpe aufpumpen lässt. Vorteil an diesem System ist, dass der Hals und Nackenbereich des Fahrers perfekt gestützt werden kann, während durch das Aufpumpen des Eject Systems der Helm nach oben vom Kopf gedrückt wird.

Die Passform des Full 9 ist straff aber nicht unangenehm in der von uns gewählten Größe M. Leider mangelt es dem Full 9 an einem, in unseren Augen wichtigen Punkten für den Komfort. Ein Auschnitt in der Polsterung für einen Brillenkanal ist zwar vorhanden, wirkt aber nicht ganz passgenau. Dieser Punkt trifft natürlich Fahrer ohne Sehschwäche kaum, für Piloten mit Sehhilfe kann es aber zu Druckstellen im Bereich der Brillenarme und an den Ohren kommen. Hier wäre eine kleine Optimierung der Polsterung in unseren Augen wünschenswert und sinnvoll. Von dieser Stelle abgesehen sitzt der Full 9 sehr angenehm und vermittelt ein großes Gefühl von Sicherheit. Die Aussparungen im Gesichtsfeld sind groß genug um keine Probleme mit gängigen Goggles zu verursachen. Diese schließen perfekt mit den Innenseiten des Full 9 ab.

Breite Goggles, wie die von Thor MX sind kein Problem
Breite Goggles, wie die von Thor MX sind kein Problem

Die Belüftung bei Fullface Helmen ist klar auf Bergab ausgelegt und funktioniert auch nur dann, wenn ordentlich Luft von vorne kommt. Hier verwendet Bell ein ähnliches Prinzip wie beim Super 2 an der Stirnseite. Mit dem Vorteil, dass die einströmende Luft zusätzlich noch ein Beschlagen der Goggle unterdrückt, wenn es richtig heiß hergeht.

Bergauf ist die Temperaturentwicklung im Helm eine ganz andere, was aber an der Bauart eines Fullface Helms liegt. Hier empfiehlt es sich, vermutlich wie von den meisten Fahren gewohnt, den Helm abzusetzen, um unnötiges Schwitzen zu vermeiden.

Der Doppel D Verschluss, welcher im Motorsport Pflicht ist, wird auch immer öfter im DH Bereich eingesetzt.
Der Doppel D Verschluss, welcher im Motorsport Pflicht ist, wird auch immer öfter im DH Bereich eingesetzt.

Der Kinnriemen des Full 9 ist wie bei vielen Modellen als Doppel D Ringverschluss ausgeführt. Der Vorteil liegt auf der Hand, da man den schnell Helm abziehen kann ohne den Kinnriemen komplett öffnen zu müssen. Wer diese Art von Verschluss nicht kennt, wird vielleicht am Anfang Probleme mit der Bedienung durch Handschuhe haben, sich aber sicher schnell umgewöhnen.

Die Reinigung des Full 9, wenn sie dann erforderlich sein sollte, lässt sich durch die herausnehmbaren Polster schnell erledigen. Diese sind bei 30° in der Maschine waschbar und an den Wangen auf der Helminnenseite mit Magneten befestigt. Diese Art der Befestigung finden wir sinnvoll, da die üblich verwendeten Plastikklipse aus den Polstern ausreissen können. Kleines Feature mit großer Wirkung.

Die Wangenpolster werden magnetisch gehalten.
Die Wangenpolster werden magnetisch gehalten.

Fazit:

Carbon statt Kondition! Das Gewicht des Full 9 fällt trotz der Verwendung des edlen Werkstoffes mit 1050gr nicht phänomenal niedrig aus, ist aber trotzdem ein sehr guter Wert für einen Fullface Helm. Der fehlende Brillenkanal mildert den sonst perfekten Eindruck des Full 9 etwas. Fahrer ohne Brille oder mit Kontaktlinsen werden über diese kleinen Punkte aber eher müde lächeln und für eine UVP von 449,95 Euro einen erstklassig verarbeiteten Helm mit sehr hohem Sicherheitsfaktor durch die Eject Kompatibilität erhalten. Die geniale Optik durch das Sichtcarbon rundet das Ganze sauber ab.

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